
Europa, das ist vor allem eine Geschichte komplexer Beziehungen, kultureller Vielfalt, unterschiedlicher Lebensweisen und zahlreicher Regionen. Bis zum Ende des Ost-West-Konflikts durch die samten Revolution 1989 und den Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 schien zumindest im Westen in Form der Europäischen Gemeinschaft die Vorstellung von Europa eindeutig zu sein. Aber seit der Wiederentdeckung Osteuropas und einem damit einsetzenden Prozess des Zusammenwachsens in den letzten Jahren wird an vielen Orten immer wieder die Frage nach einer europäischen Identität gestellt: Wer sind wir, woher kommen wir? Was ist das Besondere an Europa?
In der 6-teiligen Geschichtsreihe wird versucht, kulturelle, politische, wirtschaftliche und soziale Grundlagen Europas in der langen Geschichte einer faszinierenden Großregion zu suchen. Welche Ideen und Ereignisse, Entwicklungen und Umbrüche waren für die Menschen in Europa aus heutiger Sicht prägend? In den chronologisch angeordneten sechs Teilen steht immer eine übergeordnete Idee im Vordergrund, die bis heute wirkungsmächtig ist und sichtbare Spuren hinterlassen hat. Die Serie setzt mit der Entdeckung des Individuums im 16. Jahrhundert ein und mündet in der 6. Folge in der Jetztzeit.
Folge 1:
Europa beginnt zu denken (15. Jh.)
Individualismus und Rationalität statt Kirche und Schicksal.
Mit: Jan Hus, Nikolaus Kopernikus, Andreas Vesalius
Folge 2:
Europa erfindet den Kapitalismus (16. Jh.)
Wirtschaften für Profit statt wirtschaften, um ein Auskommen zu haben.
Mit: Wilhelm Brömse, Jakob Fugger, Etienne Turquet
Folge 3:
Europa erringt den Frieden (17. Jh.)
Religionsfrieden und Toleranz statt Krieg und Hass.
Mit: Melchior Khlesl, Peter Hagendorf, Fabio Chigi
Folge 4:
Europa erkämpft die Freiheit (18. Jh.)
Wir sind das Volk: Freiheit und Mitbestimmung statt Herrscherwillkür.
Mit: Oliver Cromwell, Marie Gouze, Tadeusz Kosciuszko
Folge 5:
Europa entdeckt die Nation (19. Jh.)
Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung und wie aus der guten Idee der Nation verheerender Nationalismus wird.
Mit: Rigas Valestinlis, Alfred Krupp, Bertha von Suttner
Folge 6 :
Europa erfindet sich neu (20. Jh.)
Was ist aus den europäischen Ideen und Idealen geworden? Durch die Katastrophen des Jahrhunderts zur Neuerfindung Europas.
Mit: Dolores Ibarruri, Hannah Arendt, Jean Monnet, Vaclav Havel
Der Blick in die Vergangenheit erfolgt über personalisierte Geschichte: In jeder Folge werden mehrere historische Personen und Ausschnitte aus ihren Lebenswelten vorgestellt. Sie geben exemplarisch Einblick in komplexe historische Prozesse und machen sie spannend und nachvollziehbar. Die lebendige, filmische Umsetzung wendet sich an ein breites, generationenübergreifendes Publikum in ganz Europa.
In Zwischensequenzen (Europa im Blick genannt) werden Zusammenhänge hergestellt und Ausblicke gegeben. Europa wird dabei als ein kulturell geprägter Raum zwischen Norwegen und Sizilien, Portugal und dem Uralgebirge vorgestellt. Die noch aus dem Kalten Krieg stammende Trennung in Ost und West wird bewusst aufgehoben.
Die Dokumentation basiert auf neuesten historischen Forschungen, Recherchen in wissenschaftlichem Neuland, Reisen an zahlreiche Drehorte und zu ausgewiesenen Fachleuten. Dennoch sind sich die Macher bewusst, dass die Rekonstruktion der Vergangenheit aus heutiger Sicht stets, angesichts der Komplexität menschlichen Lebens, fragmentarisch bleibt. Diese Überzeugung spiegelt sich in dem Motto der Filmemacher und Redakteurinnen wieder: So kann es gewesen sein.
Die Reihe ist auch eine filmische Reise zu den großen Stätten europäischer Geschichte: Sie lebt nicht zuletzt von der beeindruckenden Architektur als sichtbarem Ausdruck europäischer Identität und Vielfalt. Neben hochwertigen Architektur- und Landschaftsaufnahmen werden historische Materialien wie Gemälde, Bücher, Karikaturen und Alltagsgegenstände mittels Kamera, Licht und Computeranimation lebendig dokumentiert.