
Auf der anderen Seite der Weichsel, gegenüber der schicken Altstadt von Warschau, liegt der Stadtteil Praga. Hier sind die Häuser alt und vergammelt, die Gehsteige löchrig, die Hinterhöfe grau und voller Müll. Ein Arbeiterviertel, in dem viele keine Arbeit mehr haben. Die neue Zeit hat vor der Brücke halt gemacht und Praga ausgelassen. Das Leben ist schwer, wenn man hier aufwächst, am Rand der polnischen Gesellschaft. Erst recht als Mädchen und mit einem Traum, der sich für ein Mädchen nicht gehört. Karolina will Fußballspielerin werden. Hartnäckig trainiert die 16-jährige, um im nächsten Schuljahr an der Sportschule im anderen, vornehmen Warschau aufgenommen zu werden. Und später einmal will sie selbst einen Fußballverein für die Mädchen von Praga gründen. Einen Verein, wie sie ihn sich selbst so gewünscht hätte. Karolina trifft sich täglich mit ihrer Freundin Andzia zum Kicken, die vergammelten Hinterhöfe und Straßen von Praga sind ihre Trainingsplätze. Mit Andzia steht sie im Stadion ihres geliebten Clubs Polonia Warschau und schreit sich heiser, zwei bleiche Mädchengesichter in einer grölenden Männerhorde. Nach vielen Wochen Training ist es endlich soweit: Karolina geht in Begleitung ihres Bruders zur Aufnahmeprüfung an der Sportschule. Sie ist aufgeregt, so viel steht für sie auf dem Spiel. Das Ergebnis bekommt sie per SMS – und macht sie sprachlos. Sandra Prechtels Mädchengeschichte DIE BALLKÃNIGIN zeigt, was es heißt, den eigenen Traum vor den Vorurteilen der Umgebung zu schützen: Armut, Alkoholismus, Gewalt. Karolinas unerschütterliche Gelassenheit gibt Kraft und macht Hoffnung für Menschen, die ihr Leben am Rand der Gesellschaft bewältigen müssen.